Portugiesisches Gedicht von Eugénio de Andrade
Am 13. Juni 2005 starb im Alter von 82 Jahren der bedeutendste zeitgenössische Dichter Portugals:
Eugénio de Andrade
Mit der 1948 erschienen Sammlung "As mãos e os frutos" (Die Hände und die Früchte) ist er bekannt geworden. Er mied die Öffentlichkeit, war Poet, der für die Poesie lebte.
Ich komme nicht umhin, ein Gedicht von ihm zu zitieren:
As palavras
São como um cristal,
as palavras.
Algumas, um punhal,
um incêndio.
Outras,
orvalho apenas.
Secretas vêm, cheias de memória.
Inseguras navegam:
barcos ou beijos,
as águas estremecem.
Desamparadas, inocentes,
leves.
Tecidas são de luz
e são a noite.
E mesmo pálidas
verdes paraísos lembram ainda.
Quem as escuta? Quem
as recolhe, assim,
cruéis, desfeitas,
nas suas conchas puras?
Die Wörter
Sie sind wie ein Kristall,
die Wörter.
Einige, ein Dolch,
ein Brand.
Andere,
nur Tau.
Heimlich kommen sie, gefüllt mit Erinnerung.
Unsicher segeln sie:
Kähne oder Küsse,
die Wasser erzittern.
Hilflos, unschuldig,
leicht.
Gewebt sind sie aus Licht
und sind die Nacht.
Und selbst bleich
erinnern sie noch an grüne Paradiese.
Wer lauscht ihnen? Wer
sammelt sie ein, derart,
grausam, zerbrochen,
in ihren reinen Muscheln?