Windenergie in Portugal
Vier Monate waren nach dem Wechsel von Ex-Ministerpräsident Durão Barroso zur EU-Kommission nach Brüssel vergangen und schon war die am Ruder gebliebene konservative portugiesische Regierung unter Santana Lopes gescheitert. Interne Streitereien und eine Pannenserie brachten Staatspräsident Jorge Sampaio dazu im November 2004 das Parlament aufzulösen.
Vielleicht kehren ja neue Besen besser. Verschoben wurde dann wieder die Bekanntgabe der öffentlichen Ausschreibung zur Erteilung von 500 Megawatt (MW) aus dem Bereich Windenergie. Neue Besen kehren bestimmt besser. Schwer tut sich Portugal mit der Windkraft. Der Prozess schleppt sich seit November 2002 dahin. Die portugiesische Generaldirektion für Energie nimmt seither keine Vorabanmeldungen für Windenergieprojekte mehr an.
Es sollen zunächst die älteren Projekte bearbeitet und die Infrastruktur verbessert werden. Bis zum Jahre 2010 sollen 39% der verbrauchten elektrischen Energie aus erneuerbaren Quellen stammen. Der grösste Standpfeiler soll die Windenergie mit 3.750 MW bilden. Im November 2004 waren lediglich 400 MW am Netz.
Viel Arbeit steht den bürokratischen staatlichen Institutionen bevor. Und im Raum steht auch die wichtige Frage, wann denn nun endlich die Genehmigungsprozeduren reformiert werden. Momentan sieht der Windparklizenzierungsprozess nämlich so aus, als ob Franz Kafkas Standardwerk hier Wirklichkeit geworden ist. Aber es muss ja was passieren. Portugal ist als EU-Mitglied Vertragspartei des Kyoto-Protokolls und jenes tritt nun, Russland sei Dank, in Kraft (Artikel 25).
Die Ausschreibung kommt also, keine Angst. Diesen Optimismus hat das deutsche Spitzenunternehmen Enercon an den Tag gelegt, als sie verlautbaren liessen, dass in 2005 in der Schiffsbauwerft von Viana do Castelo mit dem Bau einer Industrieeinheit zur Produktion von Rotorblättern für Windkraftanlagen begonnen werden soll. Von einer 15-Millionen-Euro-Investion ist die Rede und 170 Arbeitsplätze sollen geschaffen werden.

Na, das ist doch genau das, was Portugal benötigt und was die offiziösen Quellen ständig munkeln! Im noch unfertigen Lastenheft für die 500-MW-Ausschreibung soll die Schaffung von Arbeitsplätzen im Mittelpunkt stehen.
"Local content", die Herstellung im eigenen Land, soll der zweite wichtige Aspekt sein - je mehr "local content" ein Konsortium anbietet, desto größer sind seine die Chancen den Zuschlag zu bekommen. Seit einigen Monaten geistert der Begriff "Wind-Cluster" durch das Land. Enercon setzt also ein wichtiges Zeichen.
Renergys, ein mit dem Weltkonzern ABB verbundenes Unternehmen, hat ebenfalls ein Zeichen gesetzt, als es im Diário Económico vom 21. Oktober 2004 das Interesse an der Auschreibung bekundeten. Sehr wichtig, denn somit sind andere Konzerne wie Gamesa, Iberdrola, EDP, General Electric, Repower unter Zugzwang.
Wenn schon die Regierung nichts in dieser Richtung tut, dann hilft der Wink mit dem Zaunpfahl. Wäre doch was: Portugal als schlagkräftiger Windenergieproduzent, der die Iberische Halbinsel, Mitteleuropa, Nordafrika und gar Brasilien mit Windkraftanlagen "made in Portugal" beliefert. Die Windbranche in Portugal ist im Wandel. Endlich.