Amália - 10. Todestag
Vor 10 Jahren starb Amália.
Der Tod der Fadosängerin Amália Rodrigues jährt sich nun zum 10. Mal. Neue Best-Of-CDs sind auf den Markt gekommen und ein paar Musikgruppen versuchen sich an Neuauflagen ihrer erfolgreichsten Fados.
Sie war unleugbar die Königin des Fado, der Klang ihrer Stimme und ihre Vortragsart sind bis heute unerreicht. Ihre Fados sind schlicht die schönsten. Zweifelsfrei. Absolut.
Jedoch haftet ein kleiner Schatten an ihr und dieser Schatten wird in schnelllebigen Zeiten leicht vergessen oder es entsteht ein verklärter Blick auf das Vergangene:
Amálias Ruhm gründet auf dem Portugal unter der Salazar-Diktatur. Während Liedermacher und Poeten, die von Freiheit und Gerechtigkeit sangen, inhaftiert wurden oder fliehen mussten, genoss Amália den internationalen Ruf der portugiesischen Fado-Diva in einem traurigen und rückständigen aber zugleich auch ruhig und stabil anmutenden Land.
José Afonso und Manuel Alegre hingegen, um nur zwei illustre Persönlichkeiten zu nennen, saßen aufgrund ihrer künstlerischen Aktivität in den Kerkern der faschistischen Geheimpolizei PIDE, lebten im Untergrund und mussten sich später ins Ausland absetzen.
In einem Interview erklärte Amália, dass sie die politischen Zustände von damals nicht bewerten könne, eines wisse sie jedoch: Im Lissabon ihrer Zeit sah man keinen Müll, kein Papier auf dem Boden, die Parks waren sauber. Heute allerdings wäre das alles anders.
Wahrscheinlich hat Amália Recht, aber der Müll in Lissabons Straßen ist ein anderes Thema ... Nun gut.
Eines ist jedoch klar, mit Amália tut sich auch die Dichotomie des künstlerischen Schaffens auf, welche bereits Platon und Aristoteles in der Antike beschrieben haben:
„Ars oder Mimesis“, d.h.: Kunst um der Kunst willen?
oder
Der Künstler, der sich mit seinem sozialen Umfeld auseinandersetzen muss?
Vielleicht sollte der Künstler von beidem ein wenig tun. Die Hintergründe, die Vorgeschichten sollte man niemals ganz außer Acht lassen.